Herbergssuche im Corona-Jahr 2020

(c) Familie Gamperl

 

 

(c) Familie Rodler

 

Im Jahr 2020 war alles anders.
Das beliebte Herbergssuchen, bei dem wir Dorfbewohner jedes Jahr die Mutter Gottes von Haus zu Haus tragen und uns so auf Weihnachten einstimmen, war coronabedingt leider in der gewohnten Form nicht möglich.

 

Dank der Initiative unserer Pfarrgemeinderätin Daniela Schalk konnte jede Familie, die sich dafür angemeldet hat, die Mutter Gottes einen Tag und eine Nacht bei sich Herberge geben.

 

Dazu bekam man neben der Mutter Gottes auch zwei persönlich gestaltete Andachten mit besinnlichen Texten und Gebeten mitgeliefert, mit denen man besinnlich im Kreise der Familie feiern konnte.

 

Herzlichen Dank an Daniela Schalk für die Organisation dieser schönen Aktion und das Gestalten der Andachten, sowie an Cäcilia und Karl Schalk für ihre alljährliche Bereitschaft, die Mutter Gottes mit dem Dorf zu teilen.

 

 

(c) Renate und Andreas Eiglmeier

 

(c) Maria und Andreas Schneider

 

Ich träume von einer Welt

In der Menschen menschlich miteinander leben können;
von einer Zeit, in der keiner den anderen bekämpft, weil alle in dieselbe Richtung blicken;
von einer Welt die Platz hat für alle, und Brot.

Von einer Zeit träume ich, in der das Teilen mehr gilt als das Haben;
von einer Welt, die nicht mehr besessen, ausgebeutet, zerstört wird;
von einer Zeit, in der Jeder seine Chance hat, weil keiner ist, der sie ihm neidet.

Von einer Welt träume ich, in der keiner allein ist, wenn er weint;
keiner stirbt im Abstellraum; von einer Zeit, in der die Zeitungen und  auch die Zeit
im Bild nichts mehr vom Unglück zu sagen weiß, weil das Miteinander interessanter
geworden ist als der Konflikt:

Ich träume von einer neuen Welt –
Ich kann sie nicht machen –

Aber den ersten Schritt, meinen Schritt, kann ich tun.

 

(c) Familie Daniela und Christoph Hofer

 

(c) Familie Daniela und Christoph Hofer

 

Das Paradoxe unserer Zeit

Wir haben hohe Gebäude, aber eine niedrige Toleranz, breite Autobahnen, aber enge Ansichten.
Wir verbrauchen mehr, aber haben weniger, machen mehr Einkäufe, aber haben weniger Freude.
Wir haben größere Häuser, aber kleinere Familien, mehr Bequemlichkeit, aber weniger Zeit,
mehr Ausbildung, aber weniger Vernunft, mehr Kenntnisse, aber weniger Hausverstand,
mehr Experten, aber auch mehr Probleme, mehr Medizin, aber weniger Gesundheit.

Wir rauchen zu stark, wir trinken zu viel, wir geben verantwortungslos viel aus;
wir lachen zu wenig, fahren zu schnell, regen uns zu schnell auf, gehen zu spät schlafen,
stehen zu müde auf; wir lesen zu wenig, sehen zu viel fern, beten zu selten.

Wir haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere Werte reduziert.
Wir sprechen zu viel, wir lieben zu selten und wir hassen zu oft.

Wir wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, aber nicht mehr, wie man lebt.

Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt, aber nicht den Jahren Leben.
Wir kommen zum Mond, aber nicht mehr an die Tür des Nachbarn.
Wir haben den Weltraum erobert, aber nicht den Raum in uns.
Wir machen größere Dinge, aber keine Besseren.

Wir haben die Luft gereinigt, aber die Seelen verschmutzt.
Wir können Atome spalten, aber nicht unsere Vorurteile.

Wir schreiben mehr, aber wissen weniger, wir planen mehr, aber erreichen weniger.
Wir haben gelernt schnell zu sein, aber wir können nicht warten.
Wir machen neue Computer, die mehr Informationen speichern und eine Unmenge Kopien produzieren, aber wir verkehren weniger miteinander.

Es ist die Zeit des schnellen Essens und der schlechten Verdauung, der großen Männer und der kleinkarierten Seelen, der leichten Profite und der schwierigen Beziehungen.

Es ist die Zeit des größeren Familieneinkommens und der Scheidungen, der schöneren Häuser und des zerstörten Zuhause.

Es ist die Zeit der schnellen Reisen, der Wegwerfwindeln und der Wegwerfmoral, der Beziehungen für eine Nacht und des Übergewichts.

Es ist die Zeit der Pillen, die alles können: sie erregen uns, sie beruhigen uns, sie töten uns.

Es ist die Zeit, in der es wichtiger ist, etwas im Schaufenster zu haben, statt im Laden, wo moderne Technik einen Text wie diesen in Windeseile in die ganze Welt tragen kann, und wo sie die Wahl haben: das Leben ändern – oder diesen Text und seine Botschaft wieder zu vergessen.

Denkt daran, mehr Zeit denen zu schenken, die Ihr liebt, weil sie nicht immer mit Euch sein werden.
Sagt ein gutes Wort denen, die Euch jetzt voll Begeisterung von unten her anschauen, weil diese kleinen Geschöpfe bald erwachsen werden und nicht mehr bei Euch sein werden.
Schenkt dem Menschen neben Euch eine innige Umarmung, denn sie ist der einzige Schatz, der von Eurem Herzen kommt und Euch nichts kostet.
Sagt dem geliebten Menschen: „Ich liebe Dich“ und meint es auch so.
Ein Kuss und eine Umarmung, die von Herzen kommen, können alles Böse wiedergutmachen.
Geht Hand in Hand und schätzt die Augenblicke, wo Ihr zusammen seid, denn eines Tages wird dieser Mensch nicht mehr neben Euch sein.

Findet Zeit Euch zu lieben, findet Zeit miteinander zu sprechen.
Findet Zeit, alles was Ihr zu sagen habt miteinander zu teilen, denn das Leben wird nicht gemessen an der Anzahl der Atemzüge, sondern an der Anzahl der Augenblicke, die uns des Atems berauben.

 

Verfasser: Dr. Bob Moorehead

 

(c) Daniela und Franz Schalk